Der Boxwing – das verkannte System

Wussten Sie, dass 85% aller fatalen Unfaelle in der privaten Fliegerei letztlich auf nur einen einzigen Umstand zurueckzufuehren sind?

Sinkt die Geschwindigkeit des Flugzeugs, unerkannt vom Piloten, unter ein Minimum, neigen klassische Konfigurationen dazu, ueber einen Fluegel abzukippen. Versucht der Pilot, das mit dem Querruder zu verhindern, wird es schlimmer – der Flieger leitet eine Trudelbewegung ein. Um diese Bewegung auszuleiten, braucht es viel Flugerfahrung und kuehles Blut. Beides ist Hobbypiloten oft nicht gegeben.

Das war fuer mich vor 40 Jahren einmal der Anlass, ein Flugzeug zu entwickeln, das eben diesen Fehler der klassischen Konfiguration vermeiden sollte. Heraus kam schliesslich ein Boxwing, ein „Doppeldecker“ ohne klassisches Leitwerk, mit 2 Flaechen, die in der Hoehe und in der Laengsachse gestaffelt waren.

Flieger

Der Flieger wurde beruehmt fuer seine sicheren Flugeigenschaften. Damals musste ich ihn allerdings als Ultraleichtflugzeug und extrem leicht bauen. Ein Vorteil, wie sich bald herausstellte, denn so waren Verbesserungen leicht machbar. Geld gab Ende der 80er nicht per crowdfunding, sondern nur von der Sparkasse. Fein dosiert, weil ich kein Haus als Sicherheit hatte, sondern nur eine patentierte Idee.

Eines wurde mir allerdings erst im Laufe der Zeit und nach vielen Simulationen klar:

Die Konfiguration erzeugt sich ein stabiles, gegen Geschwindigkeitsverlust weitgehend  unempfindliches,  gekruemmtes Stroemungsfeld, in dem die beiden Fluegel arbeiten. Die Anteile der beiden Fluegel im gemeinsamen Stroemungsfeld gleichen sich dabei immer selbsttaetig und vor allem stabilisierend aus.

Dieses von ihm erzeugte Stroemungsfeld "nimmt der Flieger mit", es bleibt ihm auch dann erhalten, wenn der Pilot das Flugzeug "zum Stehen" bringt und es in einen stabilen Sackflug übergeht. Das Flugzeug bleibt dann voll steuerbar, da Hoehen- und Querruder an der unteren, hinteren Flaeche liegen, die im Sackflug wie durch einen sehr großen Schlitz zwangsangeströmt wird. Was sich durch Induktion dann wieder auf den oberen Fluegel vorteilhaft auswirkt. Ein "selbstheilendes" Fluegelsystem.

Sehen  konnte man dieses gemeinsame Stroemungsfeld uebrigens auch. Bei dem richtigen Sonnenstand wirkt das homogene Stroemungsfeld wie eine Linse und der Schatten des Fliegers, der über die Landschaft gleitet, erhaelt dann einen sehr hellen "Heiligenschein". Fritz Sperling hiess der Pilot, der mich als ein guter Vielflieger als Erster fragte, was denn das fuer ein Heiligenschein sei, der ihn da begleite.

Mehr zu Flugzeugen und Simulationen auf meiner alten Homepage. (Leider werden dort je nach Browser alle Übersetzungen aus dem Englischen wieder zurück ins Deutsche transferriert. Die Homepage wird überarbeitet werden.)